02 | Das Wort als Ursprung der Meditation

02 | Das Wort als Ursprung der Meditation

1024 576 Erwin Sovkov

Die verschiedenen Meditationen, die ich auf meiner Webseite veröffentliche, entspringen einer einzigen Quelle: aus der Wahrnehmung des Wortes. Sie sind dazu bestimmt den Leser vom Wort wiederum zum Wort zurückzuführen. Dazu möchte ich im Folgenden meine Arbeitsmethode erklären, aus der heraus auch der Umgang mit dem Wort verständlich wird.

Geistige Wahrnehmung von der Art der Wahrnehmung des eignen höheren Ichs

Wahrnehmungen im Gebiete des Geistes in Form rein geistiger Inhalte nehmen sich anders aus als Gegenstände, die für das physische Auge in der physischen Welt klar umrissen und für sich selbst bestehend gegeben sind. Es sind zwar auch die Gegenstände des Geistes für sich selbst bestehend, aber sie sind nur dann wahrnehmbar, wenn entsprechende geistige Aktivität des Menschen dem geistigen Gegenstand entgegengebracht wird.

Darüber hinaus muss sich das Ich des Menschen vollständig mit dem Inhalt des geistigen Gegenstandes ausfüllen können. Es scheint dann, als ob der geistige Gegenstand im eigenen Ich existiert. Aber bei entsprechender Schulung (siehe Artikel 03 | Der Schmuck der Demut) ist eine Verwechslung mit der eigenen Wesenheit ausgeschlossen. Das Ich ist nur der Ort der Wahrnehmung und die Art der Wahrnehmung ist die selbe, wie wenn der Mensch zu Übungszwecken den Inhalt seines eigenen höheren Ichs wahrnimmt.

Notwendige Autonomie gegenüber Persönlichkeit und Geist

Zur Wahrnehmung des Geistes im Ich muss der Mensch die Fähigkeit besitzen, seinen eigenen geistigen Inhalt vollständig auslöschen zu können und nur das in sich leben lassen zu können, was unberührt vom eigenen Geistigen als Inhalt der rein geistigen Welt ins Bewusstsein tritt. Weiters muss der Mensch die Fähigkeit besitzen die eigene Persönlichkeit zurückdrängen zu können, denn sie neigt dazu sich selbst an die Stelle des Erfahrenen zu setzen und so das ursprünglich wahrgenommene Geistige zu verdrängen. Das tut sie, weil sie nicht in das Licht der geistigen Erkenntnis geraten möchte.

Die Erlangung der Freiheit vom eigenen Geist und die Überwindung der materiellen Persönlichkeit sind daher wesentlicher, wie auch unaufschiebbarer Teil der angesprochenen Schulung. Denn nur wer der Subjektivität der eigenen Persönlichkeit entwachsen ist und nur wer sich auch losgelöst hat vom Interesse am eigenen höheren Wesen, kann ungestört und rein den Geist beobachten.

Höheres Sein des Menschen abseits von Ich-Zentrierung

Wer meint, dass dann von einem selbst nichts mehr übrig bleibt, der irrt. Denn jenseits der Schwelle derjenigen geistigen Gebiete, die für das eigene Wesen noch relevant sind, existiert eine noch höhere Welt, in der der Mensch in einer Form lebt, wie sie nur etwas für die ganze Welt bedeutet. Solange der Mensch noch etwas für sich bedeuten möchte, bleibt ihm diese Welt verborgen und er kann sie nicht betreten.

Innerhalb dieser Welt, in der der Mensch nur etwas für sie bedeutet, reicht er an die Schwelle des Nirwana heran, an die Schwelle des Nicht-Seins. Des Nicht-Seins, das sich als der eigentliche geistige Urkosmos entpuppt, aus dem heraus alles geworden ist und aus dem heraus auch er selber geworden ist. Innerhalb des Nirvana kommt sich der Mensch von aussen entgegen und erscheint sich selber als von Gott gegeben. Das Wort, dass der Mensch aus Gott geworden ist (Joh. 1, 13), wird auf dieser Stufe Erlebniswirklichkeit, denn er erfährt sich selber als von Gott geboren. (Siehe dazu auch Artikel 04 | Das Licht aus der Erde – noch in Arbeit).

Dauer geistigen Wissens durch ständiges Neu-Schaffen

Dieses höhere Wissen, wie auch alles andere geistige Wissen, das die Menschenseele als ein gesundes geistiges Wissen erhält, besteht für das menschliche Ich im Moment geistiger Betrachtung sozusagen als geistige Leihgabe. Denn er lebt im Nirvana noch nicht als in seiner Heimat. Nichtsdestotrotz ist es Erkenntnis für das Ich.

Damit dem Ich nun die Früchte der Erkenntnis erhalten bleiben, ist es aufgefordert, sich vom Erlebten ein durch sich selbst geschaffenes geistiges Ebenbild in Form von Gedanken zu schaffen. In diesen Gedanken lebt eine vom Menschen geschaffene Wiederholung des tatsächlichen Geistes auf und der dazu notwendige Schaffensprozess wird Teil des höheren Wesens des Menschen. Er entwickelt dadurch die Fähigkeit den damit verbundenen Inhalt immer wieder neu und lebendig aus sich selbst hervorbringen zu können. Auf diese Weise gelangt der Mensch in den Besitz höheren Wissens, weil es mit seinem eigenen Wesen verbunden ist.

Tot des Geistes in der materiellen Persönlichkeit

In ein schwerwiegendes Missverständnis kann sich der irdische Mensch daraufhin allerdings begeben: Er kann glauben, dass das höhere Wissen nun auch ein Teil von ihm ist, auf dessen Besitz er ein Anrecht hat, sowie sich veranlasst sehen auf dessen Grundlage sich einen Vorteil gegenüber anderen Menschen zu verschaffen. Doch das ist der Irrtum einer ungenauen Beobachtung der Art des Wissens, das dem irdischen Menschen aus höheren Welten zukommt.

Der irdische Mensch kann aus der gemachten Erfahrung nur die toten Abbilder des Geistes behalten, die er sich mit dem Verstand gemacht hat. Sie allein kann die im Materiellen lebende Persönlichkeit nutzen und findet darin einen hohen Wert. Aber der Mensch muss lernen zu akzeptieren, dass auch wenn er den Wert des Abbildes besitzt, den unmittelbaren Anteil am Geist nicht besitzen kann. Denn die materielle Persönlichkeit beschließt mit dem Tod ihr Leben. Der lebendige Geist ist allein dem eigentlichen Ich des Menschen vorbehalten.

Kontext der Meditationen

So ist die Erschaffung der auf meiner Webseite angeführten Meditationen das Abfallprodukt eines geistigen Schöpfungsprozesses, der im Auge hatte, die Wahrnehmung im Geiste für den Menschen festzuhalten. Das Festhalten ist aber das Noch-Einmal-Schaffen des lebendigen Geistes. So wird göttlicher Geist zu Menschen-Geist.

Salz, das in vielen kleinen, klaren, würfelförmigen Kristallen auskristallisiert ist. Ein Bild für das Ende eines geistigen Schöpfungsprozesses des Wortes in der Materie.
Salzkristalle als Bild für das Ende eines geistigen Schöpfungsprozesses in der Materie

Mir ist klar, dass die Bezeichnung Abfallprodukt nicht sehr romantisch klingt. Aber das ernüchternde Gefühl hält sich nur so lange, bis der Leser bemerkt, dass der eigentliche, lebendige Geist das Wesentliche ist, der im Buchstaben nicht festgehalten werden kann. Aber ohne den Abfall des Buchstabens, gibt es auch keinen Geist, den ein Menschen-Ich geschaffen hat. Es besteht also kein Grund dazu, gegenüber menschlichen Schaffensprozessen überheblich zu werden, weil sie sich in Materie abspielen.

Gleichzeitig macht die Bezeichnung Abfallprodukt aber auch klar, dass sich der Mensch nicht einzubilden braucht, dass er irgendetwas für sich allein genommen Tolles oder Großartiges mit Worten geschaffen hat. Denn nicht das im Wort ist groß, was der Mensch hineingelegt hat, sondern das im Wort ist groß was er durch Gott hineingelegt hat. Alles andere wäre Hochmut, zu glauben, dass irgendein Menschen-Buchstabe allein vermochte Gott zu fassen.

Bevor aber das Missverständnis auftauchte, dass der Mensch für sich genommen unfähig wäre Gotteswort zu schaffen, sei gesagt, dass gerade das schaffende Gotteswort den Menschen in die Hand gegeben wurde. Der Mensch kann mit ihm schaffen. Das Schaffende ist aber nicht die Menschen-Kraft, sondern die Gotteskraft im Menschen, die jeder, der sie ergreifen will, haben kann.

Ziel der Meditationen

Glut und Asche eines noch leicht brennenden Holzfeuers. Die schwelende Hitze der Glut verwandelt die Kohle zu weißer Asche. Ein Bild für den Prozess geistiger Offenbarung des Wortes.
Glut eines Holzfeuers als Bild für den Prozess geistiger Offenbarung

So ist der Leser eingeladen die Meditationen zu lesen und auf die Suche nach dem zu gehen, was nicht in den Buchstaben allein liegt, sondern was als das Wort in ihnen lebt!

Zusammenfassung

3 Regionen menschlichen Geisteslebens:

  • die niedere Persönlichkeit
  • der höhere Geist
  • das freie Ich